Medikations-Analyse und Medikations-Management nach den Vorgaben des BaKlin-Pharm (bayerisches Institut für Klinische Pharmazie)

Die Begriffe „Medikationsmanagement“ und „Medikationsanalyse“ werden leider sehr oft undifferenziert verwendet. Besonders häufig wird das Wort „Medikationsmanagement“ fälschlicher Weise anstelle des Begriffs „Medikationsanalyse“ eingesetzt. Daher vorab eine kurze Erklärung zum Zusammenhang.

Bei einer Medikationsanalyse wird basierend auf einer strukturierten Prüfung der aktuellen Gesamt-Medikation, unter Beachtung der patienten-individuellen Zielsetzung, bewertet, ob arzneimittelbezogenen Probleme (ABPs) vorliegen. In Abhängigkeit der vorhandenen Informationsquellen können unterschiedliche Fragestellungen geklärt werden. Für relevante ABPs werden Lösungsvorschläge erarbeitet. Anschließend werden Maßnahmen zur Umsetzung gemeinsam mit dem Patienten und ggf. mit dem / den behandelnden Arzt/Ärzten vereinbart. Im Fokus der Maßnahmen liegt dabei die individuelle Zielsetzung des jeweiligen Patienten. Diese kann sehr stark variieren; von einer besseren Prognose über mehr Lebensqualität bis hin zu „einfach weniger Pillen“.

Offizielle Definition der Medikationsanalyse (ABDA)
Eine Medikationsanalyse ist eine strukturierte Analyse der aktuellen Gesamtmedikation eines Patienten. Sie umfasst die vier Hauptschritte Identifikation von Datenquellen und Zusammentragen der Informationen, Evaluation und Dokumentationen von manifesten und potentiellen Arzneimittel bezogenen Problemen, Erarbeitung möglicher Lösungen sowie Vereinbarung von Maßnahmen gemeinsam mit dem Patienten und ggf. mit dem / den behandelnden Arzt / Ärzten. Ziele sind die Erhöhung der Effektivität der Arzneimitteltherapie und die Minimierung von Arzneimittelrisiken.

Unter Medikationsmanagement versteht man die kontinuierliche Betreuung des Patienten basierend auf einer Medikationsanalyse. Ein zielführendes Medikationsmanagement erfordert die interprofessionelle Zusammenarbeit von Apotheker, Hausarzt, Fachärzten, Pflegedienst etc. Durch die kontinuierliche Betreuung werden die vereinbarten Maßnahmen und deren Ergebnisse nachverfolgt sowie ggf. angepasst, wenn die ursprüngliche Zielsetzung nicht erreicht wurde. 
Neu auftretende, manifeste und potentielle Probleme z.B. bei neu verordneten oder selbst gekauften Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln können erkannt und damit gelöst bzw. vermieden werden. Eine fortlaufende Aktualisierung des Medikationsplans muss Bestandteil des Medikationsmanagements sein.

Die Zielsetzung hat sich geändert? Natürlich kann die Medikation jeder Zeit an eine neue persönliche Zielsetzung angepasst werden.

Offizielle Definition des Medikationsmanagements (ABDA)
Ein Medikationsmanagement baut auf einer Medikationsanalyse auf, an die sich eine kontinuierliche Betreuung des Patienten durch ein multidisziplinäres Team anschließt. Mit der kontinuierlichen Betreuung werden die vereinbarten Maßnahmen bezüglich der detektierten arzneimittelbezogenen Probleme und deren Ergebnis nachverfolgt sowie gegebenenfalls angepasst. Neu auftretende, manifeste und potentielle arzneimittelbezogene Probleme werden erkannt, gelöst oder vermieden. Ziele sind die fortlaufende und nachhaltige Erhöhung der Effektivität der Arzneimitteltherapie sowie die fortlaufende und nachhaltige Minimierung von Arzneimittelrisiken.

Zielsetzung des Medikations-Managements:

Die persönliche Priorität des Patienten bestimmt die Zielsetzung des Medikationsmanagement-Plans (z.B. weniger Schmerzen, weniger Nebenwirkungen etc.)
. Die Medikationsanalyse ist vor allem darauf ausgelegt arzneimittelbezogene Probleme (ABPs) zu erkennen. Selbst verständlich wird bereits bei der Analyse die individuelle Zielsetzung des Patienten in alle Überlegungen mit einbezogen.

Konkrete Zielsetzungen können sein:
• Verbesserung des Gesundheitszustands, objektiv (medizinisch messbar) und subjektiv (für den Patienten spürbar) mehr Lebensqualität
• Prognoseverbesserung: Verminderung des Risikos für Spätfolgen bestehender Erkrankungen
• Den 1. Geburtstag des Ur-Enkels noch erleben können und/oder Goldene Hochzeit feiern
• mehr Wissen über die Erkrankungen, Medikamente und ggf. andere Therapieoptionen. Verbesserung der Adhaerance und damit des Therapieerfolgs.
• Unter weniger Nebenwirkungen leiden: bessere Verträglichkeit der Therapie
• Verbesserung der Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit: länger in der eigenen Wohnung bleiben können.
• einfach weniger Medikamente nehmen müssen.

Benötigte Informationen:

Je nach gewünschter Tiefe der Analyse werden unterschiedliche Informationen benötigt.
 Viele Daten lassen sich direkt im Gespräch mit dem Patienten erfassen, andere ergeben sich aus den Unterlagen vom Arzt. Hier ein paar Beispiele:

• Allgemeine Werte: (Geschlecht, Gewicht, Alter, Blutdruck, eigene und familiäre Anamnese)
• Einnahmeplan (vom Arzt, was und wie der Patient tatsächlich einnimmt)
• Blutwerte (aktuell und mit Historie)
• Diagnosenliste vom Hausarzt (möglichst mit Zeitpunkt der Erstdiagnosen)
• Berichte von Fachärzten und / oder Kliniken (z.B. Entlassbriefe, Befunde von z.B. Kardiologen, Pulmonologen, Diabetologen etc.)

Einfache Medikationsanalyse:
• Medikationsdaten
• Einnahmeplan

Erweiterte Medikationsanalyse (ATHINA):

• Medikationsdaten oder Arzneipackungen
• Einnahmeplan
• Patientengespräch oder Angehörige(r)

Umfassende Medikationsanalyse:
• Medikationsdaten
• Einnahmeplan
• Arzneipackungen (von Vorteil)
• Patientengespräch oder Angehörige(r)
• Klinische Daten (Diagnosen, Laborwerte, etc.)

Allgemeiner Ablauf:

Bis auf die ganz einfache Medikationsanalyse, die nur auf den Medikationsdaten des Patienten beruht, steht am Anfang einer Medikationsanalyse immer das Gespräch mit dem Patienten selbst, und/oder einem Angehörigen bzw. Pfleger. Das Ziel des Erstgesprächs ist es, möglichst genau den Zustand (objektiv und subjektiv), und die Wünsche des Patienten zu erfassen.
Danach analysiert der Apotheker die Medikation des Patienten anhand der ansonsten zur Verfügung stehenden Daten und entwirft entsprechend der individuellen Zielsetzung des Patienten einen neuen Medikationsplan.
In einem weiteren Gespräch erläutert dann der Apotheker dem Patienten/Angehörigen/Pfleger die Ergebnisse der Medikationsanalyse und stellt den erarbeiteten Medikationsvorschlag vor. Der Patient wird im Umgang mit seinen Medikamenten geschult. (z.B. Inhalations-Devices) Ebenso klärt der Apotheker den Patienten über nicht-medikamentöse Therapieoptionen und sinnvolle bzw. notwendige Kontrolluntersuchungen auf. Maßnahmen zur Erreichung der jeweiligen Ziele werden verabredet und gegebenenfalls ein Kontrolltermin vereinbart. Wenn der Patient das wünscht, kann der Apotheker die Ergebnisse der Medikationsanalyse auch direkt mit dem Arzt besprechen, ist kein Gespräch zu dritt möglich, muss der Patient sowohl den Arzt, als auch den Apotheker schriftlich von der Schweigepflicht entbinden.
Wünscht der Patient keinen direkten Kontakt zwischen Apotheker und Arzt, erhält er vom Apotheker schriftlich alle Ergebnisse der Medikationsanalyse, und kann diese dann selbst mit seinen Ärzten besprechen.

Beantwortbare Fragestellungen:

Je nachdem welche Informationen und Daten zur Verfügung stehen, können sehr unterschiedliche Fragestellungen geklärt werden. Der Übergang zwischen erweiterter und umfassender Medikationsanalyse ist fließend, je nachdem welche Informationen konkret zur Verfügung stehen.

Einfache Medikationsanalyse

Zur Verfügung stehen nur die Medikationsdaten, der Einnahmeplan und die allgemeinen Daten des Patienten, wie Alter, Geschlecht, BMI.

• Mögliche Interaktionen?
• Doppelverordnungen, Pseudo-Doppelverordnungen?
• Richtiger Einnahmezeitpunkt?
• Grundsätzlich plausible Dosierungen?
• Entsprechen die verordneten Stärken den Dosierungen des Einnahmeplans?

Zur Verfügung stehen die Medikationsdaten, oder die Arzneimittel selbst, der Einnahmeplan, die allgemeinen Daten des Patienten (Alter, Geschlecht, BMI) und ein Gespräch mit dem Patienten und / oder einem Angehörigen ist möglich.

5 Fragestellungen, der einfachen Medikationsanalyse:
• mögliche Interaktionen?
• Doppelverordnungen, Pseudo-Doppelverordnungen?
• richtiger Einnahmezeitpunkt?
• Grundsätzlich plausible Dosierungen?
• Entsprechen die verordneten Stärken den Dosierungen des Einnahmeplans?

Folgende Fragen können zusätzlich geklärt werden:
• Weiß der Patient wofür er welches Medikament einnehmen soll?
• Nimmt der Patient seine Medikamente regelmäßig ein, ggf. unter Beachtung besonderer Einnahmevorschriften, z.B. nüchtern bei Schilddrüsentabletten?
• Sind alle Medikamente in einer, für den Patienten geeigneten Darreichungsformen vorhanden?
• Kann der Patient mit allem richtig umgehen? (z.B. Inhalationen)
• Ist die Medikation für den Patienten zumut- und handhabbar?
• Wie ist die individuelle Verträglichkeit der einzelnen Medikamente?
• Wurde ein Medikament wegen Nebenwirkungen wieder abgesetzt? Adäquater Ersatz?
• Ist der Patient mit dem Therapieerfolg zufrieden? Bzw. wird mit der Medikation das Therapieziel erreicht? (z.B. kann der Blutdruck in der Apotheke oder vom Patienten selbst gemessen werden und die Blutdruckmedikation dementsprechend angepasst werden)

Zur Verfügung stehen die Medikationsdaten, oder die Arzneimittel selbst, die allgemeinen Daten des Patienten (Alter, Geschlecht, BMI), ein Gespräch mit dem Patienten und / oder einem Angehörigen und zusätzlich Laborwerte, eine Diagnosenliste vom Arzt, Entlassbrief des letzten Krankenhausaufenthalts, Befunde von Fachärzten etc.

13 Fragestellungen der erweiterten Medikationsanalyse:
• mögliche Interaktionen?
• Doppelverordnungen, Pseudo-Doppelverordnungen?
• richtiger Einnahmezeitpunkt?
• Grundsätzlich plausible Dosierungen?
• Entsprechen die verordneten Stärken den Dosierungen des Einnahmeplans?
• Weiß der Patient, wofür er welches Medikament einnehmen soll?
• Nimmt der Patient seine Medikamente regelmäßig ein, ggf. unter Beachtung besonderer Einnahmevorschriften, z.B. nüchtern bei Schilddrüsentabletten?
• Sind alle Medikamente in einer, für den Patienten geeigneten Darreichungsformen vorhanden?
• Kann der Patient mit allem richtig umgehen? (z.B. Inhalationen)
• Ist die Medikation für den Patienten zumut- und handhabbar?
• Wie ist die individuelle Verträglichkeit der einzelnen Medikamente?
• Wurde ein Medikament wegen Nebenwirkungen wieder abgesetzt? Adäquater Ersatz?
• Ist der Patient mit dem Therapieerfolg zufrieden? Bzw. wird mit der Medikation das Therapieziel erreicht? (z.B. kann der Blutdruck in der Apotheke oder vom Patienten selbst gemessen werden und die Blutdruckmedikation dementsprechend angepasst werden)

Folgende Fragen können zusätzlich geklärt werden:
• Stimmen die Aussagen des Patienten über seine Erkrankungen und Medikation mit der Akte des Hausarztes überein?
• Hat der Patient für jede Diagnose eine geeignete Medikation? Fehlen Medikamente, trotz Indikationsstellung?
• Wird für jede Diagnose das Therapieziel erreicht?
• Nimmt der Patient Medikamente ein, die er gar nicht benötigt?
• Liegen Verschreibungskaskaden vor? (Medikamente gegen die Nebenwirkungen von anderen Medikamenten) und sind diese vermeidbar?
• Ist eine Dosisanpassung an die Nierenfunktion notwendig?
• Hat der Patient Symptome, die eine Erkrankung vermuten lassen, die noch nicht offiziell diagnostiziert ist?
• Sind die Meldungen des Interaktionsschecks in diesem Fall klinisch relevant?
• Ist eine Supplementierung von Mineralien (z.B. Kalium, Calcium, Eisen) oder Vitaminen (z.B. Vitamin D, Folsäure) notwendig?

Sie haben Interesse? 
Eine einfache Medikations-Analyse ist jeder Zeit möglich, kommen Sie einfach vorbei. 
Wir bitten Sie jedoch für eine erweiterte (ATHINA) oder umfassende (baKlinPharm) Mediaktionsanalyse vorab einen Termin auszumachen. Gerne können Sie uns im Vorfeld Ihre Unterlagen zukommen lassen, das erleichtert uns die Vorbereitung auf das Erstgespräch.